1933 übernahmen die Nationalsozialisten die Regierungsgewalt in Deutschland. Im Rahmen der von ihnen betriebenen Aufrüstung wurden auch für die Marine, besonders nach dem 1935 mit England aus- gehandelten Flottenabkommen, das die Bedingungen von Versailles ignorierte, neue Rüstungspro- gramme konzipiert. Die Reichsmarine wurde im Mai 1935 umbenannt in Kriegsmarine, die bisherige Marineleitung in Oberkommando der Kriegsmarine und deren Chef Raeder, 1936 mit dem Dienstgrad Generaladmiral, in Oberbefehlshaber der Kriegsmarine. Die im gleichen Jahr eingeführte neue Kriegsflagge zeigte auf rotem Grund ein schwarzes Balkenkreuz mit Hakenkreuz auf weißem Feld in der Mitte und dem Eisernen Kreuz in der oberen linksseitigen Ecke. Während des am 1. September 1939 ausgebrochenen Zweiten Weltkrieges, war die Marine, anders als Heer und Luftwaffe, im Vergleich zu den Gegnern, vor allem England, nur minimal gerüstet. Sie besaß zu diesem Zeitpunkt 2 Schlachtschiffe, 3 Panzerschiffe, 2 schwere und 6 leichte Kreuzer, 20 Zerstörer, 10 Torpedoboote, 20 Schnellboote und 57 UBoote. Ihr Einsatz geschah denn auch, selbst bei der geglückten Norwegeneroberung und im anfangs erfolgreichen U-Boot-Krieg, aus einer Situation der Unterlegenheit heraus. Das zeigt sich um so deutlicher, als auf dem Festland die Phase der sieg- reichen Feldzüge zu Ende ging. Im Januar 1943 löste der von Hitler zum Großadmiral beförderte Dönitz den bisherigen Oberbefehlshaber Raeder ab. Hauptaufgabe der Marine blieb der immer verlust- reicher werdende U-Boot-Krieg, der von hunderten kleinerer Fahrzeuge unter großen Verlusten auf- rechterhaltene Geleitschutz der kriegswichtigen Versorgungstransport entlang der Küste und schließ- lich die Unterstützung der Truppen und die Evakuierung der Flüchtlinge aus den bedrohten Ostge- bieten. Für große siegreiche Seeschlachten gab es weder Voraussetzungen noch Gelegenheiten. Die Alliierten verloren durch die Kriegsmarine über 21 Millionen BRT Handelsschiffsraum, von diesen allein 70 % durch U-Boote, konnten ihn aber noch während des Krieges durch Neubauten mit fast 39 Millionen BRT mehr als ergänzen. Was die deutsche Marine bei Kriegsende noch an verwendbaren größeren Schiffen besaß, waren außer Prinz Eugen und Nürnberg lediglich dreißig Zerstörer und Torpedoboote. Sie alle mußten den Siegern übergeben werden.
Und so bleibt denn die Bilanz von fast hundert Jahren Geschichte der Deutschen Flotte und ihrer Schiffe trotz aller Bravour, Opfer und Verluste ihrer Besatzungen im Ganzen negativ. In allen Kriegen, die sie geführt hat, 1848/49, 1864, 1866, 1870/71, 1914/18 und 1939/45, war sie ihren Gegnern unterlegen. In den ersten vier hat sie Glück gehabt, im zweitletzten ist der Bestand ihrer großen Schiffe durch Kampfhandlungen nur unbedeutend geschmälert worden, im letzten ging sie zugrunde.
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